Lernwirksamer Unterricht wird ermöglicht durch eine sprachsensible Unterrichtsgestaltung
„Sprache ermöglicht die kommunikative Teilhabe an einer Gemeinschaft. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist Voraussetzung für schulischen Erfolg und […] zentrale Aufgabe aller Fächer.“
(LehrplanPLUS Grund- bzw. Mittelschule)
Für mehrsprachige Kinder und Jugendliche bedeutet dies Sicherheit in der Alltags- und Bildungssprache Deutsch. Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf im Bereich Sprache und Kommunikation benötigen darüber hinaus spezifische diagnosegeleitete Fördermaßnahmen. Eine umfangreiche Zusammenstellung von bewährten Angeboten und Maßnahmen im Bereich Sprache aus der Praxis für die Praxis bieten die “Qualitätsstandards zur Sprachförderung an Förderschulen in Bayern”. Ziel ist die Stärkung der Sprachkompetenzen aller Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache ohne und mit Förderbedarf Sprache – auch in Verbindung mit weiteren Förderschwerpunkten (siehe Abbildung Pyramide).
Weitere Informationen zu den "Qualitätsstandards zur Sprachförderung an Förderschulen in Bayern" erhalten Sie auf den Seiten des ISB.
Die Basis hierfür bietet ein Unterricht, der sowohl kultursensibel (siehe Beitrag im Portal) als auch sprachsensibel ist. Er enthält vielfältige Maßnahmen einer alltagsintegrierten Sprachförderung:
„Die Lehrersprache dient […] als Verständnis- und Strukturierungshilfe.“ Sie setzt sich von der Alltagssprache ab und sichert präventiv erfolgreiche Kommunikation und Lernfortschritte der Schüler [und Schülerinnen] (Reber / Schönauer-Schneider 2022).
„Der überwiegende Teil des Unterrichts basiert auf sprachlichen Anweisungen und Arbeitsaufträgen der Lehrkraft. Diese müssen alle Kinder und Jugendliche verstehen, damit sie dem Unterrichtsverlauf und -inhalt folgen können“ (Schlamp-Diekmann 2010).
„Im Sinne der alltagsintegrierten Sprachförderung und des Unterrichtsprinzips „Primat der Sprachlernprozesse“ lebt effektive Umsetzung von Sprachförderangeboten davon, in jede Unterrichtsstunde immer wieder sprachliche Lernangebote zu integrieren: Steter Tropfen höhlt den Stein!“ (Reber 2025).
„Was hilft Schülerinnen und Schülern im Förderschwerpunkt Sprache oder mit Migrationshintergrund, um Schule als Ort der Verlässlichkeit zu erleben? Das können sprachliche Rituale im Unterrichtsalltag sein. Sie geben Halt, entlasten das Verstehen und schaffen Kapazitäten für weitere Lerninhalte.“ (Handreichung “Sprachliche Rituale)
Auch eine regelmäßige Wortschatzarbeit ist wichtiger Bestandteil eines sprachsensiblen und sprachfördernden Unterrichts:
Folien “Wortschatzarbeit” als pdf zum Download
Menschen produzieren Gesten vor allem in Situationen der zwischenmenschlichen Kommunikation (Tomasello 2022). Der Mensch greift bei der Vermittlung von Inhalten auf ein multimodales Kommunikationssystem zurück. Sprache und Gestik stellen ein gemeinsames Kommunikationssystem dar (Lüke et al. 2020; Rohlfing 2019), das auch im Unterricht bewusst und unterstützend eingesetzt werden kann:
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1) Sie liefern Informationen und unterstützen als Fachtexte die Wissensvermittlung.
2) Sie fördern das Leseverständnis und die Schülerinnen und Schüler üben durch das Lesen von Texten das Erfassen, Verstehen und Reflektieren von Informationen.
3) Sie tragen zur Entwicklung der Sprachfähigkeit durch die Wortschatzerweiterung und das Verbalisieren der Informationen bei.
4 ) Durch die Diskussion und das Gespräch über den Inhalt schulen Schülerinnen und Schüler ihre Ausdrucksfähigkeit sowie das kritische Denken.
5) Zusammenfassungen, Fragen zum Text und Stellungnahmen fördern die Schreibkompetenz.
6) Zeitgleich können Lernmethoden trainiert werden, z. B. das Erstellen einer Mind-Map.
Wichtig für eine effektive Arbeit mit Texten ist allerdings die passende Auswahl und das auf die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler abgestimmte Textniveau. Stimmige Texte zu finden oder Texte entsprechend umzugestalten ist daher die Grundlage für einen gesicherten Lehr-Lernprozess.
Folien “sprachsensible Textgestaltung” als pdf zum Download
Arand et al. (2017): Wortschatzrituale im Unterricht. In: Praxis Sprache. 03/2017.
Frey, N.; Frank, V. & Lüke, C. (2022): Gesten und Gebärden als Sprachförderstrategie im inklusiven Unterricht. Praxis Sprache, 3, 174 - 178
Leisen, J. (2025): https://www.sprachsensiblerfachunterricht.de/ [08.07.2025]
Lüke, C. 7 Ritterfeld, U. / Grimminger, A. / Rohlfing, K. J. / Liszkowski, U. (2020): Integrated communication system: Gesture and language acquisition in typically developing children and children with LD and DLD. Frontiers in Psychology, 11. Abgerufen unter doi.org/10.3389/fpsyg.2020.00118 [01.04.2025]
Motsch, H.-J. / Marks, D.-K. / Ulrich, T. (2018): Wortschatzsammler: Evidenzbasierte Strategietherapie lexikalischer Störungen im Kindesalter. München: Ernst-Reinhardt-Verlag.
Reber, K. / Schönauer-Schneider, W. (2022): Bausteine sprachheilpädagogischen Unterrichts (Vol. 2). Ernst Reinhardt Verlag.
Rohlfing, K. (2019): Frühe Sprachentwicklung. Utb GmbH.
Schlamp-Diekmann, F. (2010): Wie das Satz- und Anweisungsverständnis im Unterricht unterstützt werden kann. In: Praxis Sprache 2/2010: Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik.
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB, 2024): https://www.lehrplanplus.bayern.de/zusatzinformationen-kacheln/kapitel/177838/fachlehrplaene/foerderschule/6/deutsch/foerderschwerpunkt/sprache [abgerufen am 07.07.2025].
Stumpf, P. / Hufnagel, S. (2016): Die Wortschatzrakete. In: Praxis Sprache 4/16.
Tomasello, M. (2022): Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Suhrkamp: Berlin.
Downloadmaterial “Wortschatzarbeit im Unterricht” - Wort des Tages / Wort der Woche