Lernwirksamer Unterricht wird ermöglicht durch die Lehrkraft als Vorbild für einen wertschätzenden Umgang miteinander
Das Zitat des berühmten Wissenschaftlers und Nobelpreisträgers verdeutlicht die Wirkung von Pädagoginnen und Pädagogen. Lernpsychologisch hat sich der kanadische Psychologe Albert Bandura mit der Bedeutung des Lernens am Modell auseinandergesetzt und die kognitive Theorie des sozialen Lernens erarbeitet (Bandura 1977).
Die kognitive Theorie des sozialen Lernens nach Bandura
Albert Bandura stellte fest, dass Modelle grundsätzlich drei verschiedene Wirkungen entfalten können, nämlich den Modelleffekt, den Hemmungs- bzw. Enthemmungseffekt und den Auslöseeffekt. Durch diese Theorie lässt sich erklären, warum Lehrkräfte entsprechend positiven aber auch negativen Einfluss auf Schülerinnen und Schüler haben können. Gleichzeitig begründet die Theorie auch, warum unerwünschte Verhaltensweisen sanktioniert werden sollten und warum Lob und Anerkennung zur operanten Verstärkung wichtig sind. Durch Banduras Theorie lässt sich auch erklären, warum manche Lehrkräfte für Schülerinnen und Schüler so wichtig sind und Einfluss auf sie haben: Sie stellen Modelle dar, die gerne nachgeahmt werden.
Lefrançois leitet daraus diverse Erkenntnisse ab, unter anderem, dass es eine wichtige Aufgabe der Lehrkräfte ist, positive Selbstkonzepte (positive Selbstwirksamkeitsbeurteilungen) zu vermitteln, zusammen mit einem Gefühl persönlichen Einflusses (personal agency) (Lefrançois 2006, 309-325). Dies erreicht man dadurch, dass Schülerinnen und Schüler Aufgaben erhalten, bei denen sie Erfolg erleben können. Wettbewerbssituationen gilt es zu vermeiden, stattdessen soll die Lehrkraft individuelle Lernziele vorgeben, die persönliche Erfolgserlebnisse ermöglichen. Lehrkräfte sind zudem wichtig bei den sogenannten überredenden Einflüssen, nämlich der Art und Weise wie sie Vertrauen und Zweifel bei anderen Menschen auslösen können. Die Beziehungsgestaltung hat folglich eine große Auswirkung auf die Tauglichkeit der Lehrkraft als vorbildhaftes Modell.
Die Lehrkraft als Vorbild
Die Tatsache, dass positiv bewertete Modelle eher imitiert werden, verdeutlicht die Notwendigkeit, die eigene Lehrerpersönlichkeit in den Fokus zu rücken und pädagogisches Handeln auf die Bedeutung für das Modellernen hin zu überprüfen.
Reflektieren Sie Ihre Sprache und äußeres Auftreten:
- Ist meine Sprache klar und verständlich?
- Setze ich Mimik und Gestik unterstützend ein?
- Lobe ich meine Schülerinnen und Schüler und bringe ihnen Wertschätzung entgegen?
- Gebe ich positives Feedback und begreife Fehler als Chance?
- Ermögliche ich schulische Erfolgserlebnisse?
- Zeige ich aufrichtiges Interesse an den Schülerinnen und Schülern?
- Bin ich nicht nur Wissensvermittler, sondern auch Ansprech- und Bezugsperson?
- Stelle ich Blickkontakt zu meinen Schülerinnen und Schülern her?
- Nehme ich die Schülerinnen und Schüler in ihrer Individualität wahr?
Bandura, A. (1977): Social learning theory. Vereinigtes Königreich: Prentice Hall
Lefrançois, Guy R. (2006): Psychologie des Lernens. Heidelberg: Springer Medizin Verlag