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Lernwirksamer Unterricht wird ermöglicht durch kompetenz- und produktorientierte Prüfungsformate

in der heutigen Bildungslandschaft rücken zunehmend innovative Formate in den Fokus, die über die reine Wissensabfrage hinausgehen. Produkt- und prozessorientierte Aufgaben bieten hier eine wertvolle Alternative, um die vielschichtigen Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler ganzheitlicher zu erfassen.

Diese Formate legen den Schwerpunkt auf den gesamten Lern- und Arbeitsprozess, sodass nicht nur das "Was" des Lernens, sondern auch das "Wie" in den Fokus gerückt wird. Ob es sich um die Erstellung eines Podcasts, die Konzeption einer Ausstellung oder die Durchführung eines Experiments handelt – die Dokumentation und Reflexion der einzelnen Schritte wird ebenso bedeutsam wie das finale Ergebnis.

Den Weg zum Lernerfolg gestalten

Prozessorientierte Lernaufgaben stellen einen didaktisch bedeutsamen Ansatz dar, um Schülerinnen und Schüler nicht nur mit Fachwissen auszustatten, sondern sie aktiv in ihren Lernprozess einzubeziehen und metakognitive Fähigkeiten zu fördern. Im Gegensatz zu produktorientierten Aufgaben, bei denen das Endergebnis im Vordergrund steht, verlagert sich der Fokus hier auf das "Wie" des Lernens – den Weg zur Lösung, die angewandten Strategien und die Entwicklung von Kompetenzen.

Eine prozessorientierte Lernaufgabe ist so konzipiert, dass sie Lernende dazu anregt, Arbeitsschritte selbstständig zu planen, durchzuführen, zu beobachten und zu reflektieren. Dies beinhaltet i.d.R. folgende Phasen:

  • Problemdefinition,
  • Informationsbeschaffung,
  • Hypothesenbildung und -überprüfung,
  • Erprobung,
  • Fehleranalyse,
  • Präsentation.
  • Reflexion. 

Lehrkräfte agieren dabei weniger als reine Wissensvermittler, sondern vielmehr als Lernbegleiter, die Impulse geben, gezieltes Feedback bereitstellen und die Selbstregulation der Schülerinnen und Schüler unterstützen.

Charakteristisch für solche Aufgaben sind Offenheit und Komplexität. Sie erfordern meist keine einzelne, vorgegebene Lösung, sondern bieten Raum für individuelle Herangehensweisen, kreative Lösungswege und die Entwicklung eigener Lösungsstrategien. Beispiele reichen von der Durchführung eines naturwissenschaftlichen Experiments mit eigenständiger Dokumentation des Forschungsprozesses bis zur Entwicklung und Umsetzung einer Projektarbeit. 

Die Vorteile prozessorientierter Lernaufgaben sind vielfältig: Sie fördern nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern insbesondere auch überfachliche Schlüsselqualifikationen wie Problemlösefähigkeit, kritisches Denken, Kreativität, Kooperationsfähigkeit und die Fähigkeit zur Selbstorganisation. Die Schülerinnen und Schüler lernen, ihr eigenes Lernen bewusst zu steuern, mit Herausforderungen umzugehen und transferfähiges Wissen aufzubauen. Dies bereitet sie umfassend auf zukünftige persönliche und berufliche Herausforderungen vor und stärkt ihre intrinsische Motivation durch erfahrbares Erfolgserleben und Autonomie.

Ergebnisse sichtbar machen und Leistungen bewerten

Produktorientierte Lernaufgaben sind ein fundamentaler Bestandteil des schulischen Lernens und Lehrens. Im Gegensatz zu prozessorientierten Aufgaben fokussieren sie auf ein konkretes, überprüfbares und oft bewertbares Ergebnis. Der Lernprozess dient hier der Erstellung eines definierten Endprodukts, das als Beleg für erworbene Kenntnisse, Fertigkeiten oder Kompetenzen dient.

Charakteristisch für produktorientierte Lernaufgaben ist die klare Definition des Ziels und oft auch der Kriterien, nach denen das Produkt bewertet wird. 

Beispiele für Produkte:

  • ein Referat,
  • eine Präsentation,
  • ein Aufsatz,
  • ein Modell,
  • ein Experiment,
  • eine Zeichnung,
  • eine musikalische Darbietung,
  • eine fertiggestellte Werkstattarbeit. 

Die Erwartungen an das Ergebnis sind in der Regel transparent kommuniziert, was Schülerinnen und Schülern Orientierung für ihre Arbeit gibt.

Lehrkräfte nutzen produktorientierte Aufgaben, um den Lernstand zu überprüfen, das Verständnis von Inhalten zu festigen und die Anwendungsfähigkeit des Gelernten zu demonstrieren. 

Durch die Notwendigkeit, Wissen und Fähigkeiten in einem greifbaren Produkt zu materialisieren, werden Schülerinnen und Schüler dazu angehalten, ihr Lernen zu strukturieren und auf ein klares Ziel hinzuarbeiten.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Produktorientierte Aufgaben bieten eine klare Zielvorgabe, erleichtern die Leistungsbewertung und ermöglichen den Nachweis erbrachter Lernleistungen. Sie fördern Präzision, Sorgfalt und die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte in eine verständliche oder darstellbare Form zu bringen. Während sie den Prozess des Lernens nicht primär abbilden, sind sie unverzichtbar, um den Erwerb von Wissen und Kompetenzen zu messen und den Erfolg des Lernens sichtbar zu machen. Idealerweise werden sie im Unterricht mit prozessorientierten Ansätzen kombiniert, um sowohl den Weg als auch das Ziel des Lernens optimal zu unterstützen.





Meyer, Hilbert: Was ist guter Unterricht? Cornelsen Scriptor, Berlin (aktuelle Auflage).

Weinert, Franz E.: Leistungsmessung in Schulen. Beltz, Weinheim/Basel, 2004. 

Jank, Werner; Meyer, Hilbert: Didaktische Modelle. Cornelsen Scriptor, Berlin (aktuelle Auflage). 

Hattie, John A. C.: Lernwirksamkeit: Eine Synopse von 800 Meta-Analysen zum Lernen. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler (aktuelle Auflage).

Klippert, Heinz: Wie man Schüler zum Lernen bringt: Das Trainingsspiralen-Prinzip. Beltz, Weinheim/Basel (aktuelle Auflage). 

Schratz, Michael; Schley, Wilfried; Rolff, Hans-Günter (Hrsg.): Handbuch Schulentwicklung. Beltz, Weinheim/Basel (aktuelle Auflage).

Bilder und Illustrationen © ISB, erstellt mit KI am 02.07.2025