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Lernwirksamer Unterricht wird ermöglicht durch konstruktiven Umgang mit Fehlern im Englischunterricht

Fehler im Englischunterricht: Arten und Ursachen

Die zentrale Frage ist, ob ein Fehler die Kommunikation behindert oder nicht. Ein kommunikationsbehindernder Fehler bedeutet, dass der Inhalt von Aussagen falsch oder nicht verstanden wird. Diese Kompetenzfehler (global errors) müssen korrigiert werden, während sogenannte Performanzfehler (local errors), die nur ein einzelnes Element im Satz betreffen, auch einmal übergangen werden können. Message before accuracy gilt immer noch als Prinzip des Fremdsprachenunterrichts. 

Fehleranalyse

Man unterscheidet zunächst zwischen Aufgaben, die auf bestimmte isolierte Aspekte eines sprachlichen Teilsystems ausgerichtet sind, und freien Aufgaben.

  • Spezifische Aufgaben: Das sind v. a. Aufgaben des Sprachgebrauchs, z. B. Lückentexte bearbeiten, einzelne Sätze übersetzen, einzelne Elemente umformen. Wird hierbei eine falsche Form produziert, haben die Lernenden in der vorausgegangenen Phase der Lernaufgaben nicht, nicht genügend oder falsch geübt. Hier geht es um die Analyse der Übung, weniger um die Interpretation der Fehler.
  • Freie Aufgaben: Hier greift die lernende Person auf das gesamte, sich bereits angeeignete sprachliche Inventar zurück. Fehler in solchen Aufgaben haben eine Indikatorfunktion über das jeweilige sprachliche Inventar (z. B. bereits verfügbare Wörter oder Formen, Schwierigkeiten mit bestimmten Wörtern oder Formen). Daher lohnen sich die Analyse nach Fehlertypen (z. B. Satzbau, Tempus, Wortschatz, …) und die Analyse der Fehlerursachen. Erstere ist form- und funktionszentriert (Zuordnen der Fehler zu bestimmten linguistischen Kategorien), letztere strategienbezogen (Gründe).

Fehleridentifizierung

Problematisch für nicht-muttersprachliche Lehrkräfte ist die umfassende Fehleridentifizierung, da sie häufig auf Formen stoßen, über deren Gebrauchsberechtigung sie im jeweiligen Kontext unsicher sind oder nur eine Varietät dafür kennen. Sinnvoll sind Verfahren der Lernersprachen-Analyse, die auf positive Weise die jeweilige Beherrschung des Formeninventars erfassen. Das bedeutet …

  • die Festlegung von Analysekriterien hinsichtlich der Aspekte, die in den vorausgegangenen Unterrichtsstunden besonders geübt wurden. Die Lehrkraft untersucht dann die Arbeit der Lernenden hinsichtlich der Verwendung bestimmter Wörter und Phrasen, bestimmter Zeitformen etc.
  • die Überprüfung des von Lernenden Produziertes hinsichtlich der Funktion, d. h. inwiefern der Text aus kommunikativer Sicht die Aufgabenstellung erfüllt.
  • die Untersuchung möglicher Strategien des Lernenden, denn Fehler geben wertvolle Hinweise auf die mentalen Prozesse des Lernenden bei der Sprachplanung.

Fehlerkategorien

Grundsätzlich werden Fehler im Englischunterricht ihrem jeweiligen Teilbereich des Sprachsystems zugeordnet (Grammatik, Lexik, Idiomatik, Pragmatik, Aussprache, Interkulturelle Kompetenz). Meist unterscheiden Lehrkräfte auch innerhalb der Grammatik gesondert (z. B. Tempus, Satzbau) sowie auch beim Wortschatz. Mit der kommunikativen Kompetenz als übergeordnetes Ziel wird zudem zwischen Fehlern im mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch unterschieden. Bei schriftlicher Sprachproduktion ist die Fehlertoleranz niedriger als bei der mündlichen. Auch sind Fehler im Schriftlichen nicht unbedingt Fehler im Mündlichen, wie Studien mit muttersprachlichen Äußerungen zeigen. Im Mündlichen sind Fehler bedeutsam, die zum Zusammenbruch der Kommunikation führen. Die Kategorisierung von Fehlern nach ihrer Schwere oder Gewichtung ist also letztendlich wesentlich für eine positive Fehlerkorrektur und Fehlerkultur.

Phasenbezogene Fehlerkorrektur

Die Lehrkraft muss entscheiden, ob im Unterricht gerade accuracy (Fokus auf Form, focus on form) oder fluency (Fokus auf Inhalt und Kommunikation, focus on meaning) bedeutsamer ist. In kommunikativ-handelnden Phasen folgen Art und Häufigkeit der Korrekturen dem Prinzip von fluency before accuracy. Sinnvolle Strategien sind:

  • Zeit geben: Formulieren von Aussagen mit möglicher Selbstkorrektur
  • Reparaturangebot: Gelegenheit zur Selbstkorrektur (z. B. durch Gestik, Mimik)
  • Reparaturhilfe: Unterstützung bei der Selbstkorrektur (z. B. durch prompting)
  • Korrekturgespräch: nach der kommunikativen Phase

Bei systematischen Übungsphasen sollten Fehler grundsätzlich verbessert werden, sofern sie mit dem Übungsinhalt direkt in Verbindung stehen. Andere Fehler können zunächst ignoriert werden, um eine Häufung von Korrektureingriffen zu vermeiden.

Fehlersignalisierung bei mündlichen und schriftlichen Äußerungen



https://www.friedrich-verlag.de/friedrich-plus/sekundarstufe/englisch/wortschatz-grammatik/fehler-fuer-den-lernprozess-nutzen/ [04.01.2025]

https://www.klett-sprachen.de/downloads/22187/Klett_5FTipps_5F67_3A_5FWer_5Fschweigt_2C_5Fmacht_5Fkeine_5FFehler/pdf?srsltid=AfmBOooSqnW4hcfW9hjE-7UphJ06GUVjud76R_wcuTux4cyRatXJZF73 [04.01.2025]

https://d-nb.info/984581502/34 [04.01.2025]: Achten, Michael (2005): Die fehleranalytische Relevanz der prädominanten Spracherwerbshypothesen (Dissertation an der Georg-August-Universität Göttingen)

https://www.friedrich-verlag.de/friedrich-plus/grundschule/englisch/didaktik-methodik/tips-for-teachers-a-mistake-fantastic-fail-forward-17866 [04.01.2025]: Schlieckmann, Rebecca (2024): Tips for teachers: A mistake? Fantastic! Fail forward – Wie etabliert man eine positive Fehlerkultur im Unterricht? in: Grundschule Englisch Nr. 87 / 2024, Assessment – Me and my friends. Friedrich Verlag GmbH

Doff, Sabine & Klippel, Friederike (2007): Englischdidaktik – Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor GmbH & Co. KG

Haß, Frank (Hrsg., 2006): Fachdidaktik Englisch, Tradition – Innovation – Praxis. Stuttgart: Ernst Klett Verlag GmbH

Harmer, Jeremy (20013): The Practice of English Language Teaching. Harlow/Essex: Pearson Education Limited

Multhaup, Uwe (1995): Psycholinguistik und fremdsprachliches Lernen. Ismaning: Max Hueber Verlag

Piepho, Hans-Eberhard (1979): Kommunikative Didaktik des Englischunterrichts Sekundarstufe I. Limburg: Frankonius Verlag

Timm, Johannes-P. (Hrsg., 1998): Englisch lernen und lehren – Didaktik des Englischunterrichts. Berlin: Cornelsen Verlag

Abbildungen und Illustrationen © ISB, erstellt mit KI am 15.08.2025