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Was macht einen qualitativ hochwertigen Unterricht aus? Wie kann dieser möglichst lernwirksam und somit nachhaltig realisiert werden? Diese zentralen Fragen werden in Wissenschaft und Forschung auf vielfältige Weise beantwortet. 

Nach Trautwein, Sliwka & Dehmel (2022) sind die Faktoren für einen lernwirksamen Unterricht im sogenannten Eisbergmodell (vgl. Abb. 1) dargestellt. 

Damit werden alle Phänomene des Unterrichts in einen doppelten Blick genommen: Es erfolgt die Unterscheidung von Sichtstrukturen (oberhalb der Wasseroberfläche) und Tiefenstrukturen (unterhalb der Wasseroberfläche).

Sichtstrukturen sind beobachtbare Phänomene wie Methoden, Organisations- und Sozialformen.

Tiefenstrukturen sind die lernförderlichen Bedingungen unterrichtlicher Lehr-Lern-Prozesse, die sog. Basisdimensionen: Klassenführung, kognitive Aktivierung, konstruktive Unterstützung (Trautwein / Sliwka / Dehmel 2022).

Entscheidenden Einfluss auf Qualität und Lernwirksamkeit von Unterricht haben jedoch vor allem die Tiefenstrukturen bzw. Basisdimensionen:

Klassenführung (Classroom Management)

  • Ausgangsfrage: Wie gelingt es, den Unterricht so zu steuern, dass möglichst wenige Störungen auftreten, alle Schülerinnen und Schüler am Lernen beteiligt sind und Unterrichtszeit somit effektiv genutzt werden kann?

Kognitive Aktivierung

  • Ausgangsfrage: Zu welchem Grad werden die Lernenden angeregt, sich aktiv mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen?

Konstruktive Unterstützung

  • Ausgangsfrage: Auf welche Weise hilft die Lehrkraft den Lernenden, wenn Verständnisprobleme auftreten, und wie sehr ist die Interaktion zwischen Lehrkräften und Lernenden durch Wertschätzung und Respekt geprägt?

Unterricht wird also dann lernwirksam, wenn

  • dieser möglichst störungsfrei und sozial attraktiv abläuft (Klassenführung),
  • sich die Schülerinnen und Schüler für ein Thema interessieren lassen (kognitive Aktivierung),
  • sie anschließend (geleitete bzw. begleitete) Entwicklungsschritte gehen können (konstruktive Unterstützung).

Die Bildungsforschung kommt seit einem Vierteljahrhundert immer wieder zu bestätigenden Ergebnissen: kognitive Aktivierung, effektive Lernzeit und positive soziale Beziehungen sind (starke) Prädiktoren für Lernerfolg (vgl. Baumert et al. 2010; Lipowsky et al. 2009; Renkl 2015; Kunter / Voss 2013; Praetorius et al. 2018; Hattie / Timperley 2007; Klieme 2019).

 

  • Baumert, J. / Kunter, M. / Blum, W. / Brunner, M. / Voss, T. / Jordan, A. / Klusmann, U. / Krauss, S. /
    Neubrand, M. / Tsai, Y. M. (2010): Teachers’ mathematical knowledge, cognitive activation in the
    classroom, and student progress. American Educational Research Journal, 47 (1), 133–180. Online:
    https://doi.org/10.3102/0002831209345157 [16.12.2024].
  • Hattie, J. / Timperley, H. (2007): The power of feedback. Review of educational research, 77 (1), 81–
    112.
  • Helmke, A. (2012): Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und
    Verbesserung des Unterrichts (4. überarbeitete Aufl.). Stuttgart: Klett Kallmeyer.
  • Helsper, W. (2008): Schulkulturen – die Schule als symbolische Sinnordnung. Zeitschrift für
    Pädagogik, 54 (1), 63–80.
  • Lipowsky, F. / Rakoczy, K. / Pauli, C. / Drollinger Vetter, B. / Klieme, E. / Reusser, K. (2009): Quality of
    geometry instruction and its short term impact on students’ understanding of the Pythagorean
    Theorem. Learning and Instruction, 19 (6), 527–537. Online: https://doi.org/10.1016/j.learninstruc.2008.11.001 [16.12.2024].
  • Klieme, E. (2019): Unterrichtsqualität. In: Harring, M. / Rohlfs, C. / Gläser-Zikuda, M. (Hrsg.), Handbuch
    Schulpädagogik, Waxmann, 393–408.
  • Klieme, E. / Schümer, G. / Knoll, S. (2001): Mathematikunterricht in der Sekundarstufe I:
    Aufgabenkultur und Unterrichtsgestaltung. In: Baumert, J. / Klieme, E. (Hrsg.), TIMSS – Impulse für
    Schule und Unterricht, Forschungsbefunde, Reforminitiativen, Praxisberichte und Video-Dokumente,
    BMBF, 43-58.
  • Kunter, M. (2005): Multiple Ziele im Mathematikunterricht. Waxmann.
  • Kunter, M. / Voss, T. (2013): The model of instructional quality in COACTIV: A multicriteria analysis.
    In Kunter, M. / Baumert, J. / Blum, W. / Klusmann, U. / Krauss, S. / Neubrand, M. (Hrsg.), Cognitive
    activation in the mathematics classroom and professional competence of teachers, Springer, 97–124.
  • Praetorius, A. K. / Klieme, E. / Herbert, B. / Pinger, P. (2018): Generic dimensions of teaching quality:
    The German framework of Three Basic Dimensions. ZDM Mathematics Education, 50 (3), 407–426.
  • Renkl, A. (2015): Wissenserwerb. In Wild, E. / Möller, J. (Hrsg.), Pädagogische Psychologie, Springer,
    4-22.
  • Schein, E. H. (2010): Organizational Culture and Leadership (3. Aufl. Hrsg.). San Francisco, CA: Jossey-
    Bass.
  • Trautwein, U. / Sliwka, A. / Dehmel, A. (2022): Grundlagen für einen wirksamen Unterricht. Band 1. Landesinstitut für Schulentwicklung BW (IBBW). Online: https://ibbw-bw.de/,Lde/Startseite/Empirische-Bildungsforschung/Publikationsreihe-Wirksamer-Unterricht [16.12.2024].